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So geht Kulturvermittlung im digitalen Raum! ComMuWity-Event zu August Macke

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Wie man eine Ausstellung, die derzeit analog nicht zu besuchen ist, im digitalen Raum „besuchbar“ macht und dazu ein sehr inspirierendes Community Event daraus macht? 

Falls sich andere Kulturinstitutionen, Kunstinteressierte und Kolleg*innen diese Frage stellen, dann habe ich folgendes „best practise“ Beispiel für euch! Ich wurde am 4. Februar 2021 als Teil der ComMuWity ins Museum Wiesbaden eingeladen und durfte einen sehr besonderen Abend gemeinsam mit Mitarbeiter*innen des Museums und anderen kunstinteressierten Menschen verbringen. 

Aber alles der Reihe nach! Denn die Reihenfolge und die Inszenierung ist bei so einem Community Event von großer Bedeutung. Und wir wollen ja von diesem Projekt lernen! 

Vorab ein paar Infos zum Museum selbst:

Das Museum Wiesbaden in Wiesbaden gehört zu den Hessischen Landesmuseen. Es präsentiert mit zwei unterschiedlichen Abteilungen verschiedene Kulturinhalte. Mit der Kunstsammlung präsentieren sie Dauerausstellungen zu bildender Kunst und der Naturhistorischen Sammlungen Naturalien. Dazu stehen 7400 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung. Die Kunstsammlung geht auf die ehemalige Sammlung des Frankfurters Johann Isaak von Gerning zurück. Durch Ankäufe, Schenkungen und Leihgaben ist die Kunstsammlung eine der wichtigsten in Deutschland geworden, vor allem im Gebiet des 19. und 20. Jahrhunderts. Die Naturhistorische Sammlungen gehören zu den größeren in Deutschland mit Material aus allen Regionen der Welt. Etwa eine Million Einzelobjekte und Serien stehen der Wissenschaft und der Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung. Einige tausend erstbeschriebene Exemplare dienen insbesondere der Erforschung der Artenvielfalt. Mit wenigen Ausnahmen hat die Sammlung auch den Zweiten Weltkrieg überstanden.

Auf der Website des Museums wurde das Community Event beschrieben und man hatte die Möglichkeit sich dazu anzumelden. Das habe ich gemacht! Ich bekam noch am selben Tag sehr nette Antwort von einer Mitarbeiterin des Museums: „Wie schön, ganz herzlichen Dank für das Interesse an unserem ersten digitalen Community-Event :)“ (Lena van den Wyenbergh M.A. Volontärin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) mit dem Hinweis, dass sie sich Ende Jänner mit detaillierten Informationen melden wird. Im folgenden Mail bekam ich bereits den detaillierten Ablauf des ComMuWity-Event zu August Macke geschickt.

18 Uhr:
Das Event beginnt mit der Online-Kuratorenführung via Livestream.
Link: www.museum-wiesbaden.de/macke

18:45 Uhr 
Jetzt beginnt der exklusive, zweite Teil des ComMuWity-Events: Die Q&A-Session mit Kurator Dr. Roman Zieglgänsberger, der Deine Fragen zur Ausstellung, zur Projektidee bis hin zu Umsetzung, der Bedeutung des Begriffs „Paradies“,… beantworten wird. Alle Teilnehmenden sind herzlich eingeladen, sich mit eigenen Vorstellungen und Erfahrungen einzubringen, damit am Ende ein reger Austausch stattfindet.
Dieser Teil findet via Zoom statt. 

19:30 Uhr
Wir starten mit unserem Kreativworkshop!

Und! Ich wurde hier bereits als Teil der ComMuWity begrüßt! Ich war also von nun an Teil der Gruppe, Teil einer Community, mit der ich mein Interesse zu Kunst und zu diesem Event teilte. In dieser Nachricht wurde ich auch um meine Postadresse gebeten. Denn ich würde für den Kreativworkshop ein Überraschungspaket per Post zugesendet bekommen. Ein paar Tage später bekam ich Post aus Wiesbaden! 

Am 4. Februar kurz vor 18 Uhr habe ich es mir vor meinem Computer gemütlich und zuvor noch das Paket aufgemacht und den gesamten Inhalt am Tisch verteilt! Was da alles drinnen war! Von Schere, Kleber, Papier bis hin zu einem Getränk und einer Paradiescreme! Die ComMuWity hat sich zuvor im Zoom Raum getroffen. Die Moderatorin des Abends Anke von Heyl hat alle Teilnehmenden begrüßt, miteinander vernetzt und in lockere Gespräche verwickelt. 

Pünktlich um 18 Uhr begann, drüben auf der Website des Museums, die informative, sympathische und sehr kurzweilige Führung des Kurators Dr. Roman Zieglgänsberger. Parallel dazu gab es einen Live Chat in dem viele Fragen sofort beantwortet wurden und in dem die Teilnehmenden ihre Eindrücke live mitteilten. Ich hatte so tatsächlich das Gefühl mit einer Gruppe durch die Ausstellung zu gehen und immer wieder mit meinen Nachbarn zu flüstern ;-). 

In der Ausstellung Paradies! Paradies? wird August Mackes stilistische Entwicklung nachvollziehbar: Ausgehend vom impulsiven Impressionismus eines Lovis Corinth, der kurzzeitig in Berlin sein Lehrer war, trug er durch seine Begegnung mit dem Fauvismus und Futurismus in Paris (Henri Matisse, Robert Delaunay) und die Zugehörigkeit zur 1911 in München gegründeten Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“ um Wassily Kandinsky und Franz Marc einen entscheidenden Beitrag zum künstlerischen Aufbruch nach der Jahrhundertwende bei. Die Wiesbadener Ausstellung beleuchtet anhand sorgfältig ausgewählter Beispiele alle Schaffensphasen August Mackes. 

Nach dieser online Führung traf sich die ComMuWity wieder im Zoom Raum. Der Kurator Dr. Roman Zieglgänsberger kam dazu und geführt und moderiert von Anke von Heyl entwickelte ein sehr spannendes Reflexionsgespräch über das was wir gerade gesehen haben. Es wurden Eindrücke der Teilnehmer*innen gesammelt, Querverweise und Assoziationen geteilt, es wurde nachgefragt und es entstand sehr informatives Kunstgespräch. Durch diese zusätzliche Reflexionsmöglichkeit konnte die Ausstellung und die Arbeiten von August Macke sehr gut verortet werden. 

Nach einer Pause, in der wir das mitgeschickte Getränk trinken konnten, begann der Kreativ Workshop. 

Und dieser Kreativ Workshop hat mich wirklich geflasht! Der Kulturvermittler des Museums (Daniel Altzweig) hat die Gruppe sehr professionell, in einer angenehmen und ruhigen Art und Weise angeleitet. Er hat diskursive Methoden und praktische Methoden in den Workshop einbezogen. Die Atmosphäre, die durch das praktische Arbeiten entstanden ist, war sehr besonders. Wir Teilnehmer*innen konnten uns via Zoom sehen und hören und jeder beschäftigte sich individuell mit dem Material des Überraschungspakets. Wir mit Schere, Papier und Kleber unser individuelles Paradies entstehen lassen. Ich bin dabei am Boden gesessen, umgeben von den Materialien. Ich konnte das Schneiden, rascheln des Papiers und die Gespräche der anderen Teilnehmer*innen hören und sehen. Gemeinsam sind wir, beinahe in einen meditativen Prozess gekippt. Wirklich sehr, sehr besonders. Als Abschluss haben wir uns gegenseitig unsere „Werke“ erklärt und somit wurde erneut eine zusätzliche Ebene zur Reflexion eröffnet. 

Was für ein Abend! Herzlichen Dank an das Museum Wiesbaden und ich stehe bereits jetzt wieder in den Startlöchern, wenn die ComMuWity wieder zusammenkommt! 

Und ihr? Möchtet ihr auch dabei sein? Im Februar (So 14 Feb, 15 Uhr, Do 18 Feb, 20 Uhr, So 28 Feb, 15 Uhr) hättet ihr die Möglichkeit an den online Führungen teilzunehmen! 

Findet alle Infos und noch viel mehr auf der Website des Museums.  

Bildnachweis: August Macke, Seiltänzer, 1914, Öl auf Leinwand, 82×60 cm, Kunstmuseum Bonn. Foto Kunstmuseum Bonn / Reni Hansen, Wolfgang Morell

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