Allgemein Digitale Kunstvermittlung Kunst sehen

Kunst Sehen Tutorial I

Kommentare 2

„Das Sehen ist kein mechanisches Aufzeichnen von Teilelementen sondern vielmehr das Erfassen von bedeutenden Strukturmustern“ Rudolf von Arnheim

Es geht also los. Ich möchte gerne, gemeinsam mit euch eine künstlerische Arbeit beschreiben, analysieren und interpretieren. Was braucht ihr dazu? Ein wenig Zeit, Papier und Stift. Ich habe mir für die erste Kunst sehen Tutorial Runde, eine Arbeit von Elisabeth Schmirl ausgesucht. Runde 1: Ich stelle Fragen! Ihr schreibt mir die Antworten dazu. Wohin euch lieber ist. Per mail, per Kommentare direkt hier im Blog,… Runde 2: Die Antworten zu den Fragen.

Der nun folgende Vorgang ist nicht statisch. Es ist wichtig, dabei immer wieder die „Seh“ Position zu verändern. Mal sehen wir von der Ferne, mal ganz aus der Nähe, mal eher seitlich, mal eher von oben. Diese Positionsverändern können wir bei der Rezeption vor Originalen genauso wie mit Reproduktionen in Büchern oder im Netz machen.

  1. Werkbetrachtung: Die Werkbetrachtung ist also eine sachliche Bestandsaufnahme der wesentlichen Bildelemente.

Es ist hilfreich nach einem bestimmten System das Kunstwerk zu betrachten. Grundsätzlich gilt vom Großen ins Kleine. Vom Überblick ins Detail.

Die Ausgangsfrage jeder Rezeption lautet: „Was sehe ich?“ Diese Frage leitet also auch unsere Werkbetrachtung ein.

Frage 1: Was sehe ich?

Zur Antwort 1: In einem ersten Brainstorming in Stichworten notieren, was ins „Auge fällt“. Ungefiltert einfach mal drauf los. Das kann man auch als erste Aufwärmübung betrachten. Ja, auch beim Sehen gibt es einen „Aufwärmprozess“. Wonach halten wir nun „Ausschau“?

Wir beginnen mit der Komposition des Werkes:

Frage 2: Wie ist das Werk aufgebaut?
  • Ist ein Vorder-, Mittel-, Hintergrund erkennen?
  • Gibt es Bewegungslinien?
  • Kann ich Richtungen erkennen?,
  • Gibt es dominante Formen und Inhalte?
  • Welche Anordnung der Figuren/Gegenstände ist zu erkennen?
  • Gibt es sphärische oder geometrische Beziehungsverhältnisse, wie Dreieckskomposition oder Diagonalmethode?
  • Gibt es Ordnungsprinzipien? (Reihung, Ballung, Gruppierung, Streuung, Symmetrie, Asymmetrie, Struktur, Raster, Schwerpunkt)

Im nächsten Schritt bleiben wir an der „Oberfläche“ und beschäftigen uns mit der Farbe.

Frage 3: Wie ist Farbigkeit des Werkes?
  • Wie ist das Gesamtkolorit bzw. Farbspektrum ausgerichtet?
  • Gibt es Schwerpunkte in der Farbsetzung?
  • Gibt es farbliche Kontraste?
  • Wie ist die Qualität und Konsistenz des Farbauftrages?
  • Welche Wirkungsabsicht ist mit dem Einsatz der Farbe verbunden?
  • Welche Technik im Bezug zum Farbauftrag ist eníngesetzt?

Ein wesentliches Kompositionselement ist Licht und Schatten. Hier kann man nach der Lichtsituation im Werk Aussschau halten aber auch die Lichtsituation um das Werk herum ausloten.

Frage 4: Wie ist die Lichtsituation?
  • Gibt es eine oder mehrere Lichtquellen?
  • Wie gestaltet sich die Beleuchtung einzelner Elemente?
  • Was befindet sich warum im Licht und was im Schatten?
  • Wie ist die Beziehung zwischen Dunkelheit und Helligkeit?

Der nächste Schritt führt uns zur Form und Formen.

Frage 5: Welche Formen stehen in welcher Beziehung zueinander?
  • Gibt es eine oder mehrere Flächen?
  • Wie verlaufen Linien?
  • Welche Richtungen sind erkennbar?
  • Wo gibt es Bewegung?
  • Wie ist der allgemeine Verlauf der Formen?
  • Welche Formstruktur ist zu sehen?
  • Welche Konturen entwickeln sich?

Der kommende Seh-Schritt bezieht sich auf den Raum im Werk.

Frage 6: Wie steht es um die Raumaufteilung?
  • Wie ist die vorhandene Raumfläche genutzt und aufgeteilt?
  • Wie steht es um die Proportionen des Dargestellten?
  • Gibt es eine Umgebung?
  • Gibt es ein Innen und Aussen?
  • Welche Perspektiven sind eingesetzt? (Zentral-Vogel-Frosch-Relief-Luft und Farb- Bedeutungsperspektiven)
  • Ist eine zwei-,oder drei-Dimensionalität zu erkennen?

Das nächste nähere Hinsehen, möchte die Atmosphärischen Eigenschaften ausloten.

Frage 7: Gibt es Atmosphärische Eigenschaften?
  • Ist es Tag oder Nacht?
  • Ist eine Wettersituation auszumache?
  • Bezieht sich der Werkinhalt auf eine Innen- oder Außensituation?
  • Welche Wirkungen werden erzeugt?

Die letzte Frage, die zur Werkbeschreibung gestellt werden kann, ist auch schon eine Überleitung zur Werksanalyse, die in die Werkinterpretation mündet.

Frage 8: Handelt es sich um eine Momentaufnahme oder eine Handlung?
  • Ist ein Zeitverlauf zu erkennen?
  • Gibt es mehrere zeitliche Sequenzen?

Voilà der erste Schritt zur Werkbetrachtung wäre somit getan. Daran folgt als nächstes die Werkanalyse und die Werkinterpretation.

 

 

2 Kommentare

    • Durchblick Kunstvermittlung sagt am 2. Mai 2018

      Hallo, danke für dein Interesse! Teil II ist in the making. Liebe Grüße Anita

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

CAPTCHA *